Unter Astronomen gibt es schon lange den Streit, welches Teleskop besser ist: das Spiegelteleskop oder das Linsenteleskop? Beide bringen ihre eigene Vor- und Nachteile mit sich, weshalb die Antwort dieser Frage größtenteils auf den Verwendungszweck ankommt. Wir wollen kurz auf den Aufbau der Teleskope eingehen sowie darauf, welche Unterschiede in der Nutzung sich daraus ergeben.
Aufbau eines Linsenteleskops
Typische Linsenteleskope bestehen aus einem Stativ, auf dem der Tubus, also quasi das Fernrohr, angebracht wird. Am vorderen Eingang des Tubus befindet sich die Objektivlinse, welche direkt das ins Teleskop einfallende Licht bricht. Damit haben Linsenteleskope ihre Funktionsweise mit Ferngläsern gemein.
Bei Linsenteleskopen fällt also Licht in den Tubus ein und wird direkt von der Objektivlinse gebrochen. Damit das Bild im Auge des Betrachters scharf erscheint, bricht eine weitere Linse (Okular) nochmals das Licht. Das Okular ist dabei die Brennlinse, an welcher der Betrachter sein Auge anlegt.
Bei Linsenteleskopen wird die Okularlinse meistens in einem 90° Winkel zum Tubus angebracht. Damit du dir nun nicht den Nacken verrenken musst, kannst du einen Prismenadapter oder Zenitspiegel anbringen, der diesen Winkel wieder ausgleicht.
Wie funktioniert ein Spiegelteleskop?
Spiegelteleskope arbeiten mit präzise platzierten Spiegeln innerhalb des Tubus. Dafür, wie genau die Spiegel aufgesetzt werden, gibt es unterschiedliche Regeln – Am gängigsten ist die Machart nach Newton.
Das Licht gelangt hierbei durch die Tubus-Öffnung in den Innenraum des Teleskops, wo es auf dessen Rückseite auf einen gebogenen Spiegel trifft. Dieser wird als Primärspiegel bzw. Hauptspiegel bezeichnet. Nahe am Eingang des Tubus befindet sich dann der Sekundärspiegel, auf den die vom Primärspiegel reflektierten Lichtstrahlen nun treffen. Dieser Sekundärspiegel leitet die Lichtstrahlen im Anschluss in das Okular weiter, von wo aus dein Auge die Bilder wahrnimmt. Während du dir nun bei manchen Linsenteleskopen den Nacken verrenken musst, müssen viele Hobbyastronomen bei einem newtonschen Teleskop auf eine kleine Leiter steigen.
Farbliche Abweichungen & Vorteile der Linsenteleskope
Linsenteleskope bringen den großen Nachteil mit sich, dass wegen der Linsen Farbabweichungen auftreten können. Die Wellenlängen des Lichts werden verändert, weshalb du in der Regel nicht die originalen Farben wahrnimmst. Gegebenenfalls könntest du auch um das Himmelsobjekt herum Regenbogenfarben bzw. Spiegelungen wahrnehmen. Fairerweise lassen sich diese Probleme mit den richtigen Okularen weitestgehend beheben, nervig können die farblichen Abweichungen dennoch sein.
Achromatische Linsenteleskope sind bereits ganz gut vor diesem Effekt geschützt. Hier finden sich zwei Linsen im Objektiv vor. Bei der einen handelt es sich um eine Plus- bei der anderen um eine Minuslinse, welche hierdurch die Farbverschiebungen annullieren.
Praktisch ist dafür, dass beide Enden des Teleskops dicht verschlossen sind und dadurch kein Schmutz in den Innenraum gelangen kann. Ebenso bewegt sich die Luft im Tubus nicht, da sich hierdurch die Bilder verzerren können, wie es bspw. bei Spiegelteleskopen der Fall ist.
Ein Nachteil entsteht jedoch, wenn du dein Teleskop in der Sonne stehen lässt oder sogar auf die Sonne richtest. Durch die enorme Hitze, die sich im Teleskop anstauen kann, könnte dieses einfach explodieren.
Da die Vorrichtungen bei Spiegelteleskopen extrem präzise sein müssen, müssen diese regelmäßig nachjustiert werden. Bei Linsenteleskopen fällt diese Arbeit nicht an, meistens lassen sich diese ohne größere Probleme Jahrzehnte lang nutzen. Im selben Zuge beschlägt die Linse nicht, was bei Spiegelteleskopen ggf. passieren kann.
Wieso sich Newtonteleskope lohnen können
Herkömmliche Spiegelteleskope nach Newton sind in der Regel unter fortgeschrittenen Sternenguckern beliebt. Möchtest du beispielsweise Deep Sky Objekte betrachten, erreicht ein Spiegelteleskop für denselben Preis wie ein Linsenteleskop bessere Ergebnisse. Das liegt daran, dass derart lichtschwache Objekte ein leistungsstarkes Teleskop brauchen, um wahrgenommen zu werden. Spiegelteleskope nehmen nun auf dieselbe Objektivgröße viel mehr Licht auf und auch größere Öffnungen sind kosteneffizient möglich. Dafür können Linsenteleskope bei Mond- und Planetenbeobachtungen von Vorteil sein, da hier die Farbkontraste besser hervortreten.
Unklarheiten bei Sternenbeobachtungen mit Spiegelteleskopen sind keine Seltenheit, da der Tubus vorne offen ist. Thermische Bewegungen der Luft lassen sich erkennen. Vergleichen lässt sich das mit einem heißen Sommertag, an dem in der Ferne die Luft optisch zu wallen anfängt.
Glücklicherweise sind Spiegelteleskope darüber hinaus günstiger herzustellen, ebenso wie die farblichen Abweichungen der Linsenteleskope nicht mehr vorkommen. Dafür muss, wie bereits erwähnt, bei Spiegelteleskopen in regelmäßigen Abständen jeder Spiegel nachjustiert werden.
Für wen lohnt sich welches Teleskop?
Beide Teleskoparten können sich für Anfänger lohnen. Von beiden gibt es günstige Varianten, die jeweils ihre eigenen Vorteile mit sich bringen.
Auf ein Spiegel- bzw. Reflektorteleskop solltest du dann setzen, wenn du Deep Sky Objekte besonders interessant findest. Willst du also fremde Sterne oder Galaxien betrachten, ist dieses Teleskop genau die richtige Wahl. Durch die sehr große Öffnung kannst du viel Licht einfangen, was bei der Beobachtung ferner Objekte wichtig ist. Nachjustieren musst du dafür die Spiegel hin und wieder, zumal thermische Luftbewegungen und Beschlag im Teleskop zu Problemen führen können.
Mit dem Linsenteleskop hast du dafür bei näheren Objekten wie Planeten oder Monden ein besseres Bild. Dieses ist in der Regel kontrastreicher, wobei die Farben leicht vom Original abweichen können.
Für Anfänger der Sternbeobachtung bringt es ganz klar weniger Arbeit mit sich, ein Refraktor- bzw. Linsenteleskop zu kaufen. Bei ordentlicher Verwendung müssen die Linsen nicht nachjustiert werden, weshalb du das Teleskop solange benutzen kannst, wie du möchtest. Bei Spiegelteleskopen muss unterdessen die Innenseite regelmäßig gereinigt werden, ebenso wie die Spiegel nachjustiert. Du kannst dir also anschauen, zu welchem dieser beiden Typen du eher gehörst und welche Sternbeobachtungen dir mehr Spaß machen würden. Noch mehr Spaß hast du, wenn du direkt das richtige Zubehör mitbestellt. 3 Okulare mit einer Barlowlinse zusammen ermöglichen dir bereits sehr viel.